Purple Schulz & Josef Piek - Gemeinsame Sache mit Dän & Eddi - 06.02.2007 - Troisdorf

KÜZ, Troisdorf

Purple Schulz und die Wise Guys sind meine beiden Lieblingsgruppen. Purple Schulz macht seit langem zusammen mit Josef Piek Musik, bei den Wise Guys sind es Dän und Eddi, die die Lieder schreiben und die ‘musikalischen Köpfe’ sind. Was lag näher, als Purple, Josef, Dän und Eddi in einem Konzert zusammen zu bringen und mir einen schönen Abend zu machen?

Das Problem war nur, sie kannten sich gar nicht. Zwar war den Wise Guys ‘Purple Schulz’ ein Begriff und Purple und Josef wussten mit dem Namen ‘Wise Guys’ etwas anzufangen, aber mehr war da nicht. Außer der Unwissenheit und der Kontaktlosigkeit hatten sie aber doch etwas gemeinsam: Mich. Ich war sowohl mit Purple und Josef, als auch mit Dän und Eddi befreundet und überzeugt, dass ein Konzert allen vier Musikern Spaß machen würde. Praktisch war, dass es die Serie “Gemeinsame Sache” gab, bei der Purple und Josef Gäste einluden, um mit ihnen gemeinsam Musik zu machen. Jetzt musste ich sie nur dazu bringen, Dän und Eddi einzuladen, und Dän und Eddi musste ich dazu bringen, zuzusagen.

Es spricht für die Risikobereitschaft beider Seiten, meinem begeisterten Urteil über die jeweils andere Partei zu vertrauen und einen Termin auszumachen. Wohlgemerkt: Keinen Proben- oder Testtermin, sondern gleich den Konzerttermin. Ein musikalisches Blinddate sozusagen. Ich freute mich total als der Auftritt abgemacht und zugesagt war - und stürzte gleich danach in die Krise. Was, wenn sie überhaupt keinen Spaß zusammen hatten? Wenn beide Seiten bestürzt denken würden: “Was hat die denn für Freunde?” und womöglich: “Was sind das denn für Blödmänner?”

Und wie es das Schicksal und die vollen Musiker-Terminpläne wollten, lernten sich beide Seiten auch tatsächlich erst am Nachmittag vor Konzertbeginn kennen. Zu spät, um den Abend rechtzeitig wegen “unüberwindlicher Differenzen” abzusagen. Der Begriff GEMEINSAME SACHE bekam eine überlebenskämpferische Note.

Gespannt verfolgte ich am Nachmittag im Saal der KÜZ die erste Besprechung der mutigen Herren über die möglichen Lieder, die vorher zumindest als Liste per Mailkontakt verschickt worden waren. Die Gitarren wurden verkabelt, alles mit dem Mischpult verbunden, Mikrofone aufgebaut. Es war inzwischen 16 Uhr. In vier Stunden sollte das Konzert beginnen. Vermutlich waren die Beteiligten nicht weniger gespannt als ich, auch wenn sie versuchten lässig zu wirken. Sie setzten sich um einen Tisch, kramten die ausgedruckten E-mails hervor und gingen die Liste durch. Josef spielte den ersten Titel kurz auf der Gitarre an, Eddi und Dän setzten spontan singend ein, Purple gab eine weitere Stimme dazu - und es klang toll. So als würden sie oft gemeinsam singen und wären ein eingespieltes Team.

“Kann jemand an dieser Stelle ein Gis singen?” fragte Josef vorsichtig und spielte einen Endakkord erneut an. Eddi sang sicher das Gis, der Akkord klang mit vier Stimmen harmonisch, voll und rund, und ich merkte, dass ich mir keine Sorgen mehr machen musste. Es passte. Sowohl musikalisch als auch menschlich. Da waren vier versierte Musiker am Werk, die sich aufeinander verlassen konnten und nur noch an den Feinheiten arbeiten mussten: Wer singt welche Strophe, wo gibt es einen Backgroundchor, wie teilen wir den auf und mit welchem Intro fängt das Lied überhaupt an? Als sich Dän nach dem Ansingen eines weiteren Liedes mit zufriedenem Lächeln in den Stuhl zurücklehnte und nur “geil!” sagte, wusste ich, dass ich einen schönen Abend vor mir hatte.

Der schöne Abend fing dann etwas verspätet an, weil die Künstler bis kurz vor Konzertbeginn unter Hochspannung die Reihenfolge der Lieder besprechen und an manchen Stellen sicherheitshalber Akkorde auf die Textblätter schreiben mussten. Tja, das hat man davon, wenn man kompliziert komponiert und nicht nur drei Grundakkorde verwendet. Das Publikum wartete geduldig ab, was im gemütlichen Saal der KÜZ nicht schwer fiel. Alle saßen an kleinen Tischen, auf denen Kerzen flackerten, und die Getränkeversorgung war auch gesichert.

Die erste Hälfte des Konzertes übernahmen Purple Schulz und Josef Piek, die einen Teil ihres üblichen Konzertrepertoires spielten. Ich war sehr gespannt. Wie würden diejenigen Zuschauer, die NICHT wegen Purple Schulz dort saßen und zum Teil nicht mal wussten, was sie erwartete, reagieren? Ich liebte diese Musik und die eindringliche, gefühlvolle Art, mit der sie gemacht wurde und ich mochte Purple und Josef sehr, aber würde der Funke auch auf die Wise Guys Fans überspringen? Er tat es. Die Musik ging ans Herz, und dass es besonders viele ruhige Balladen gab, war an diesem Abend genau richtig.

Die herzliche, lockere Art von Purple kam ebenso gut an, wie das ruhige Wesen von Josef, der zur Freude des Publikums hin und wieder seine kurzen, trockenen Bemerkungen einwarf. Ich konnte erkennen, dass es den beiden viel Spaß machte zu spielen, weil das Publikum aufmerksam zuhörte, an den richtigen Stellen fröhlich auflachte und nach jedem Lied laut und begeistert applaudierte. Am Ende des ersten Konzertteiles gab es viel Applaus, und Purple Schulz hatte einige neue Fans gewonnen. Oder alte, die seine Lieder noch aus den 80ern kannten, aber jetzt erst wieder erlebt hatten, wie schön die waren.

In der Pause wuchs die Spannung des Publikums. Was würden Dän und Eddi gleich singen? Wise Guys Lieder? Als Purple und Josef zum zweiten Konzertteil zurück auf die Bühne kamen, wurden sie mit lautem Applaus begrüßt. Aber wo blieben Dän und Eddi? Purple setzte sich an sein Keyboard und erklärte kurz, wie die Gemeinsame Sache ablief. Treffen am Nachmittag mit den Gästen, kurzes gemeinsames Proben und Auftritt. Normalerweise kannten sie ihre Gäste persönlich, zum Teil seit vielen Jahren, aber Purple betonte: “Es ist tatsächlich so, dass wir die Beiden heute zum ersten Mal gesehen haben. Und zwar um drei Uhr.” Er grinste los: “Auch in unserem Leben!” Das Publikum lachte und schien das nicht unbedingt zu glauben.

Purple blickte auf die beiden Mikrofonständer, die zwischen Josef und ihm in der Mitte der Bühne standen. “Das sind schon zwei beeindruckende Persönlichkeiten, ihr seht das an der Höhe dieser Mikrofone.” Die Zuschauer lachten laut los und der schmale Purple, der etwa so groß wie ich war, blickte zum weit oben schwebenden Mikro in Dän-Höhe und grinste: “Da könnte ich keine einzige Ansage machen.” Er sagte, dass sie sich viel für diesen Abend vorgenommen hätten und kündigte “Dän und Eddi von den Wise Guys” an.

Die kamen unter großem Applaus auf die Bühne und legten erstmal ihre lose Textblättersammlung auf zwei Notenständern ab. Dän blickte zu Purple, der noch in seinen Textblättern kramte, und fragte: “Gleich los, haben wir gesagt, oder?” Purple meinte lässig: “Ja, wenn ihr wollt. Ich dachte, ihr wollt so nett sein wie ich und erstmal die Leute begrüßen.” Dän guckte in den Saal und sagte beim Blick auf die vielen Wise Guys Fans freundlich: “Schönen guten Abend, aber wir kennen uns ja fast alle schon.” Er erzählte, dass die Probe am Nachmittag schon viel Spaß gemacht hätte, und dass sie an diesem Abend mal singen wollten, auf was sie Bock hätten. Währenddessen hatte Eddi einen kleinen Fotoapparat ausgepackt und begann mit Blitzlicht Fotos zu machen. Von Dän, vom Publikum, von Josef, von Purple.

Dän fuhr fort: “Wir machen unter anderem Lieder, die man mit den Wise Guys so nicht machen kann. Das folgende Lied ist von unserem aktuellen Album ‘Radio’...” Eddi hampelte neben ihm rum und blitzte unentwegt in die Gegend. Dän unterbrach mit genervter Stimme: “Jetzt hör mal auf! Ist doch blöd.” Eddi legte den Fotoapparat brav ab und grinste ihn an. Das Publikum freute sich. Nicht unbedingt, weil Eddi aufgehört hatte zu blitzen, sondern weil er es vorher gemacht hatte.

Dän sagte das Lied Wir hatten den Moment von der Radio-CD an, und nach einem kurzen, rhythmischen Gitarren- und Keyboard-Intro setzten er und Eddi singend ein. Dän sang die Leadstimme, und die zwischendurch gesungene Backgroundbegleitung von Eddi und die schöne Instrumentalbegleitung passten wunderbar.

Noch war ein wenig die Anspannung zu spüren, die Konzentration zu sehen, aber schon im Verlauf des Liedes kam die Freude durch, was nicht zuletzt daran lag, dass es so wunderbar klappte. Es war überhaupt kein Problem Wise Guys Lieder auch mit Instrumenten zu begleiten, ohne sie völlig zu verändern. Sie hörten sich an, als wären sie so geplant worden. Toll! Außerdem freuten sich die Wise Guys Fans über das Lied, denn es war nicht im normalen Konzertprogramm.

Eddi begrüßte danach selber das Publikum und sagte mit seriöser Stimme: “Ich freue mich sehr, dass ich mal mit richtigen Musikern auf der Bühne stehen kann.” Dän sah ihn grinsend an und Eddi fügte hinzu: “Gut, den Daniel musste ich auch mitbringen ...” Dann kündigte er für den Anfang etwas von den Bläck Fööss an und zitierte eine Textzeile daraus in sehr holperigem Kölsch: “Fiere Fastelovend noch ens su, wie för veezisch Johr” Das Publikum lachte los und Dän bemerkte: “Das ist, wenn jemand kölsch spricht, der in London geboren ist.” Purple grinste vor sich hin und warf ein: “Ich habe nicht gesagt, dass das schmerzfrei wird.”

Diesmal fing Josef mit Mundharmonika und Gitarre gleichzeitig an und zusammen mit den Keyboardtönen klang ein wunderschönes Intro durch den Raum. Ich freute mich über den zufriedenen Blick, mit dem Dän zuhörte und auf seinen Einsatz wartete. Ussjebomb war ein sehr schönes Lied über die Nachkriegszeit in Köln, und bis auf Eddi konnten alle richtig gut kölsch singen, darum fiel er im Chorus sprachlich gar nicht mehr auf.

Purple meinte danach lächelnd, dass er diese Nummer in den letzten Jahren völlig vergessen hatte und Dän und Eddi ihn jetzt wieder drauf gebracht hätten. “Schöne Nummer”, lobte er und sagte mit Blick ins Publikum: “Also lernt man sogar noch was dabei.”

Eddi sagte: “Die Folgende habe ich zum Beispiel auch noch nie mitgesungen” “Die wollte der Josef unbedingt machen“, sagte Dän, blickte zu Josef und forderte ihn knapp auf: “Jetzt mach was draus!” Das Publikum lachte los und Purple erklärte: “Wir schreiben zwar vorher per Mail was wir spielen wollen, aber da der Josef mitspielt, wird vieles umgeschmissen. Da kann es dann passieren, dass man beim Essen noch eine Nummer auf den Teller bekommt - quasi als Dessert.”

Josef zählte kurz vor, blies drei Anfangstöne auf der Mundharmonika und setzte dann mit der Gitarre ein. Fast sofort brach er ab, denn die Gitarre und die Mundharmonika hatten verschiedene Tonarten. Probeweise schlug er einen Akkord an, blies danach einmal in die Mundharmonika und es hörte sich scheußlich an. “Scheiße!” fluchte er leise, aber mit Überzeugung und wechselte die Mundharmonika gegen eine andere aus, während die anderen vergnügt lachten.

Purple sah ihm breit grinsend zu und freute sich. Er erzählte dem Publikum: “Es gibt ja das Motto “Ohne proben nach oben”. Wir haben seit den Neunzigern das Motto “Ohne üben nach drüben””, was auf die vielen Purple Schulz Konzerte im Osten Deutschlands anspielte, bei den Zuschauern aber schon alleine durch das Wortspiel Gelächter auslöste.

Josef war mit der harmonisch korrekten Mundharmonika wieder spielbereit und es ging los mit Indianer kriesche nit, einem weiteren Bläck Fööss Lied. Nur von einer Gitarre begleitet und im Refrain wunderschön vierstimmig gesungen. Die Strophen wurden nacheinander von Josef, Dän und Purple übernommen, wobei Purple die Zahnarztstrophe übernahm, bei der er einen ekschtremen Schprachfehler schehr schön auschleben durfte.

Sehr witzig. Jubelnder, pfeifender Applaus belohnte die Nummer. Die Stimmung im Saal und auf der Bühne war bis dahin schon sehr gut gewesen und stieg unaufhaltsam weiter an.

Dän sagte: “Als wir uns vor vier Wochen zum ersten Mal zur Probe getroffen haben ...”, Josef lachte überrascht los, “... haben wir gedacht, es müsste auch was von den Beatles dabei sein.” Er kündigte In my life an, und Purple rief erschrocken: “Halt!” Er musste auf dem Keyboard noch den richtigen Klang suchen und einstellen. Eddi sagte ihm hilfreich Nonsens vor: “DF, C9”, und Purple tippte auf seinen Tasten herum, guckte dann hilflos auf sein Keyboard und jammerte: “Es ist ja furchtbar, es ist so viel Technik. Ich wünschte, ich hätte auch nur sechs Saiten.”

Josef wartete bis Purple fertig war, zählte vor und Dän begann mit der Leadstimme. ‘In my life’ war wunderschön. Und es erinnerte mich ganz sentimental an die schottischen Highlands, in denen wir vor knapp zwei Jahren in einem kleinen, sonnigen Küstenstädtchen völlig überraschend einen winzigen, ungewöhnlichen John-Lennon-Erinnerungsgarten gefunden hatten. Was wir bis dahin nicht gewusst hatten: In diesem Ort hatte John Lennon als Kind oft die Ferien bei seiner Tante verbracht und später das Lied “In my life” als Erinnerung an diese Zeiten, den Ort und seine Freunde dort geschrieben. So wunderbar wie seine Erinnerungen waren, so liebevoll war auch die Stimmung des Liedes im KÜZ. Das Publikum war gerührt und begeistert. Das ging gleichzeitig.

 Josef begann nach dem Applaus sofort mit dem Gitarren-Intro zu Norwegian wood, aber Purple saß noch konzentriert über den Schaltern seines Keyboards und suchte einen weiteren Klang. Fast neugierig guckten Dän und Eddi, was passieren würde, und Dän ging sogar zum Keyboard, um Purple eventuell hilfreich zur Seite stehen zu können. Josef spielte währenddessen unverdrossen dreimal hintereinander das Intro und ließ in der Energie und Spielfreude nicht nach.

Endlich verkündete Purple: “Ja, ich bin jetzt da!” und setzte lässig und perfekt mit den passenden indischen Sitarklängen ein. Eigentlich war das eine Panne gewesen, aber so, wie die Beiden das gehandhabt hatten, wirkte es gar nicht mehr wie eine Panne, sondern ganz lässig und fast normal. Josef hätte das Intro auch zehnmal gespielt, bis Purple eingesetzt hätte, oder zwölfmal, egal.

Kaum war Purple dabei, versetzte der Klang alle in eine beatlige Indienzeitstimmung, und Eddi bewegte seine Arme spontan wie eine indische Tempeltänzerin. Sitarklänge, Beatlesmusik, zweistimmiger Refrain, 60er-Jahre-Feeling - ganz viel echte, gute Musik von nur vier Leuten. Was für Musiker! Kaum gemeinsam geübt und so ein Ergebnis! Da konnte man nur noch staunen. Klar, Beatles-Nummern waren Standard-Sachen, aber ob man daraus eine wunderbare, feine Nummer machte oder am Lagerfeuer zur Gitarre grölte, war schon ein Unterschied.

Dän warf einen Blick über die Bühne und griff dann zum Mikro. “Wir haben auch nicht abgesprochen, wer was ansagt”, gab er zu, was dem Publikum schon lange aufgefallen war. Machte aber nichts. Dadurch bekam der Abend bei hohem musikalischen Niveau einen Improvisations-Charakter. Dän erklärte: “Das nächste Lied ist für mich eine ganz besonders große Freude, weil es eines der wenigen Lieder ist, die der Eddi auf dem Klavier spielen kann.” Er malte beim Wort “kann” kleine Anführungsstriche in die Luft, woraufhin Eddi lachend zusammenklappte. “Er kann nämlich drei Lieder, die ab einem gewissen Alkoholpegel erstmal besser werden, dann aber rapide schlechter. Und er hat es in den vergangenen Jahren selten geschafft, den richtigen Moment zu erwischen, diese Nummer zu spielen. Deswegen bin ich jetzt so froh, dass der Purple das auf dem Klavier macht, weil es die Chancen etwas erhöht, dass das Ding bis zum Ende durchkommt.” Purple wackelte zweifelnd mit dem Kopf und warf ein: “Ich würde noch Wetten abschließen.” “Es ist auf jeden Fall besser als das, was der Eddi macht”, entschied Dän.

Als er Leningrad von Billy Joel nannte, ging ein erstaunt-freudiges “Aaah!” durch das Publikum. Während sich Eddi einsatzbereit hinstellte, stand Josef auf und ging quer über die Bühne hinter Purple vorbei zur Seite. Der meckerte: “Stell dich nicht hinter meinen Rücken, wenn ich spiele!”, aber Josef ging komplett von der Bühne ab, weil er bei diesem Lied nicht mitspielen musste und es sich aus dem Saal anhören konnte. “Oder so”, sagte Purple und guckte ihm hinterher. “Bei euch laufen auch Filme ab ...”, stellte Dän mitleidig fest. “Ihr seid ganz schön lange zusammen unterwegs.” “Nein, nein!”, wehrte Purple ab, “wir verstehen uns wunderbar.” Allerdings wirkte seine Stimme dabei doch irgendwie künstlich, was das Publikum sehr erfreute.

Die lustige Stimmung wurde gleich wieder andächtig, als das Lied begann. Purple am Klavier, Eddi mit wunderbarer Leadstimme und Dän zwischendurch mit zweiter Stimme. Dann übernahm Purple mit seiner warmen, weichen Stimme die nächste Strophe.

Plötzlich stockte er bei der Klavierbegleitung, es blieb einige Sekunden ganz still, bis er den richtigen Akkord wusste, und auch im Publikum wurde sekundenlang erschrocken der Atem angehalten, dann setzten alle drei gleichzeitig zum Akkord perfekt wieder ein und sangen weiter. Als wäre nichts geschehen - super! Purple warf im Satz danach ein schnelles: “Ich hab’s gesagt!” ein und Eddi grinste leicht, aber die Lässigkeit, mit der sie sofort wieder im Lied waren, hatte beeindruckt. Vor allem hatte die überraschende Pause nicht die Stimmung zerstört - es blieb ernsthaft und war eindringlich.

Nach dem letzten Ton blieb es kurz still, dann brach ein Beifallssturm los, während Purple erleichternd lachend über dem Keyboard zusammen brach. Der Applaus war lang genug, bis Purple sich erholt hatte und dann sogar triumphierend eine Faust nach oben werfen konnte. Geschafft! Josef kehrte mit vier Kölsch auf die Bühne zurück, die in dieser Form auch einem in London aufgewachsenen Menschen keinerlei Probleme bereiteten, und Purple gab Eddi in seiner Freude über das gelungene Stück einen Kuss auf die Wange und klopfte ihm auf die Schulter.

Das nächste Lied war wieder von den Wise Guys und war auf der Pfeffer-CD. Dän erklärte: “Das hat der Eddi gesungen, und das hat er auch schön gemacht”, wobei der zweite Teil des Satzes Eddi lachend in sein Kölschglas prusten ließ. Auch das Publikum lachte schallend los, und Dän sprach weiter: “Aber die ganze Nummer hatte vom Arrangement her ein bisschen viel Gesang.” Diese Aussage ließ das Publikum wieder lachen, weil das für eine fünfstimmige A-Cappella-Gruppe nicht ungewöhnlich war, aber Dän meinte etwas anderes. Er hatte die Nummer damals nur mit einer leichten Klavierbegleitung als Demo gemacht und der Charakter des Liedes hatte sich im späteren Arrangement verändert. Die Gemeinsame Sache war die Gelegenheit eine Art Ur-Version des Liedes zu präsentieren.

“Und ich darf die Nummer auch heute abend singen, Eddi?” erkundigte sich Dän bei seinem Kollegen, der feixend grinsend antwortete: “Du, es kann sein, dass die Noten verschwunden sind." Eddis Lachen in der Stimme war nicht zu überhören. “Ich kann das auswendig”, betonte Dän. “Aber der Purple ...” warf Eddi ein, “... du wolltest doch was mit Instrumenten.” Purple hing über seiner Textblattsammlung und durchsuchte sie wild. Dän guckte zu ihm hin und fragte: “Ach, du hast die Harmonien noch gar nicht?”, und Eddi lachte neben ihm fröhlich: “Ja. Doof, ne?” Die Zuschauer lachten vergnügt und Dän stellte fest: “Das ist ja jetzt voll doof.” In diesem Moment hob Purple ein Blatt hoch und Eddi murmelte leise und fast enttäuscht: “Er hat sie.”

Eddi wandte sich an Purple: “Es sind eigentlich dieselben Harmonien, die der Dän IMMER benutzt.” Dän grinste breit los und Purple erwiderte ernst: “Das ist kein Problem, die benutze ich auch immer”, und kramte weiter. Dän wandte sich ruhig nach vorne und sagte betont langsam in sein Mikro: “Ha ha ha.” Es blieb ein paar Sekunden abwartend still auf der Bühne, dann sagte Purple: “Ich habe es gefunden”, legte den richtigen Zettel auf das Keyboard und starrte konzentriert darauf. Josef blickte ihn stumm an, Dän guckte stumm zu Josef, Eddi stumm abwechselnd ins Publikum und dann wieder zu Purple. Alle warteten.

Purple blickte hoch und fragte Josef: “Gab’s irgendwas wegen dem Anfang?” Die Zuschauer fühlten sich wie in einer kurzweiligen Comedyshow, platzten lachend los und hatten viel Spaß. Diese Stimmung änderte sich aber sofort wieder, als Irgendwas an ihr begann. Es war kein Problem, von der albernen Comedy-Stimmung sofort in eine sentimentale Konzert-Stimmung zu kommen und die ruhige, wunderbare Musik zu genießen. Ich mochte auch Eddis CD-Version, aber Däns ruhige, leicht rauchige Stimme zu sparsamer Klavier- und Gitarrenbegleitung, unterstützt von einer sanften Eddi-Gesang-Begleitung, hatte schon einen ganz besonderen Reiz mit hohem Schmelzfaktor.

Auf der Bühne schlenderte Eddi ruhig zu Purple und sang dort ins Mikro. Er hielt dabei sein Kölschglas in der Hand und die ganze Szene, angefangen von Josef, der leise Gitarre spielte, über Dän, der groß und fast bewegungslos am Mikro sang, bis zu Purple und Eddi nebeneinander am Keyboard, drückte Ruhe, Sanftheit und eine große Harmonie aus. Ungefähr so hatte ich es mir in meinen Träumen vorgestellt, als ich dachte, dass ich diese vier Leute gerne mal zusammen auf einer Bühne hätte.

Auch im Publikum schienen einige Leute geschmolzen zu sein und es dauerte einige Sekunden, bis sie sich wieder soweit erholt hatten, dass sie laut applaudieren konnten. Auf der Bühne guckten wieder alle zu Purple, der erschreckt: “Ich schon wieder?” rief und feststellte: “Es bleibt am Ende dann doch immer wieder alles an MIR hängen.” Er begann mit Josef ein kurzes, zartes Intro, dann setzte Eddi mit Ein Herz und eine Seele ein. Diesmal war es Dän, der langsam über die Bühne schlenderte, vorsichtig aus seinem Kölschglas trank und sich sichtlich wohl fühlte. Die musikalische Begleitung zu Eddi war zurückhaltend und betonte die Verzweiflung und Einsamkeit des Sängers. Dän setzte manchmal mit sanften, langen Tönen im Background ein, ließ Eddi ansonsten aber alleine singen.

Purple verriet danach dem Publikum: “Normalerweise spielen unsere Gäste selber ein Instrument, ich hab das ja gar nicht gewusst, dass die gar kein Instrument spielen!” Josef ergänzte: “Wir haben eigentlich darauf gewartet, als wir sie heute getroffen haben, dass sie sagen ‘Also stimmlich geht’s heute nicht so gut ...’ ”, und er griff sich klagend an den Hals.

Das Publikum lachte los, und als es wieder ruhig war, drehte sich Eddi zu Dän und fragte: “Ist dir eigentlich aufgefallen, dass sie von hinten im Saal relativ jung aussahen?” Die Zuschauer brüllten lachend los und Dän stupste ihn in die Seite: “Hör auf, wir sind Gast hier!” In die letzten Lacher hinein sagte Dän: “Wir singen jetzt eine chinesische Nummer. Die Nummer heißt Tscheng-Tscheng.” Die Wise Guys Kenner schalteten sofort und wussten, dass Du kannst nicht alles haben gemeint war.

Etwas chinesisch kam dann allen aber auch der Anfang vor, der zeigte, dass Purple und Josef das Lied nicht wirklich gut kannten. Improvisierend wurde das Intro verdoppelt und dann setzte Eddi einfach ein und hängte sich an die Begleitung, ohne auf die üblichen Pausen zu warten, auf die er vermutlich lange hätte warten können, weil Purple und Josef nicht ahnten, dass es sie im Wise Guys Arrangement dort gab.

Das Publikum zeigte sich über das Lied besser informiert als die Hälfte der Bühnenbesetzung und klatschte an den richtigen Stellen sofort laut und rhythmisch richtig mit. Und nur EIN zaghafter Klatscher haute in die Stelle rein, in der NICHT geklatscht werden durfte, was quietschendes Gelächter von anderen Zuschauern auslöste. Meine Vermutung vom 70-Prozent-Anteil an Wise Guys Hörern wurde nach oben korrigiert.

Auf der Bühne gab es weitere musikalische Stolperstellen, weil Purple und Josef auch dort im richtigen Rhythmus weiterspielten, wo die Wise Guys sonst verzögernde Pausen machten oder langsamer wurden. Auch der Schluss war entweder gar nicht besprochen oder von der Begleitband vergessen worden, was Eddi spontan zu seinem langen, souligen Solo-Schlussgesang brachte. Wouououuuuuuuwuhhhhhwow ...” sang er um die Töne kreiselnd und schien nicht aufhören zu wollen. Dän guckte erstaunt zu ihm rüber und stieß ein anerkennendes “Wow!” aus. Tosender Jubel erklang danach und Eddi grinste zu Dän: “Die Einzigen, die es wirklich konnten, war das Publikum.”

Dän sagte: “Die Zeit ist ja wie im Fluge vergangen - wir kommen jetzt schon zur letzten Nummer.” Aus dem Publikum erschallte das erwartete “Ooooooh!” Er erklärte: “Die machen das hier dann so: Die gehen ab und dann klatschen die Leute kurz, und bevor die Leute den Saal verlassen können, sind die Zwei wieder da mit ihren Gästen und singen dann direkt mehrere Zugaben am Stück.” Er wandte sich an Josef: “So macht ihr das, oder?” Von der anderen Seite mischte sich Purple ein: “Nein, das halte ich für ein Gerücht.” “Dann erklär mal, wie macht ihr das?” Purple erläuterte: “Wir gehen raus, trinken ein Bier, und wenn’s laut wird, kommen wir wieder.” Dän nickte bedächtig: “Ah, OK. Auch gut.” Er guckte zu Eddi: “Das können wir auch mal machen. Cool.”

Purple drehte sich zu Dän und Eddi und fragte mit einer Armbewegung in den Saal: “Die sind alle von euch?” Dän grinste in den Saal: “Ein paar kennen wir, ja.” “Also ich beneide euch”, sagte Purple ernsthaft. “Ich finde, das sind sehr nette Leute.” Dän bestätigte: “Wir können uns nicht beklagen”, woraufhin Purple ihn fragte: “Braucht ihr einen Keyboarder oder sowas?” Als das Gelächter im Saal sich gelegt hatte, setzte Purple seine Brille auf, rückte arbeitsbereit vor die Tasten und sagte: “So.” Da wandte sich Eddi an Dän: “Willst du nicht auch was sagen? ‘Danke für die Einladung’ vielleicht?” Vergnügt lachten die Zuschauer schon wieder los, und Dän sagte: “Wir möchten, verbunden mit eurem tosenden Applaus, Josef Piek und Purple Schulz danken für den wundervollen Abend und die Einladung ...” und wurde natürlich vom tosenden Applaus überstimmt. Die Freude des Publikums war echt, denn Purple und Josef hatten auch viele Zuschauer begeistert, die eigentlich wegen Dän und Eddi gekommen waren. Als es endlich wieder leiser wurde, fuhr Dän fort: “... nicht zuletzt auch für die enorme Gage”, was nun auch Purple spontan losgrinsen ließ.

Den Anfang des nächsten Liedes hatte Josef vergessen, beziehungsweise, er wusste nicht mehr, wer wie beginnen sollte. Purple überlegte kurz und sagte: “Ich glaube, ich fang an.” Er spielte vorsichtig einige Akkorde an, Josef erinnerte sich plötzlich wieder und stieg rhythmisch mit der Gitarre ein, und ehe man am Intro erkennen konnte, welches Lied gemeint war, begann Dän mit den Anfangstönen von Radio. Mit den leicht drängenden Rhythmen der Instrumente und der im Refrain laut von Eddi gesungenen Backgroundstimme hörte es sich total klasse an. Anders als sonst, aber genauso richtig.

Es war nicht so, dass das Lied nur in der fünfstimmigen A-cappella-Version funktionierte, sondern problemlos auch mit der Instrumentalbegleitung. Das Publikum klatschte am Ende jubelnd und diesmal auch extrem lang, weil die vier Akteure sich zuerst mal gegenseitig herzlich umarmten und sich dann zum Schlussbild aufstellten. Es gab Kölsch vom Haus, mit dem sie auf der Bühne anstießen, und ich sah vier zufrieden strahlende Gesichter, die mich ebenfalls glücklich strahlen ließen. Dann der Abgang hinter die Bühne, wo sie vermutlich wirklich erstmal Bier tranken und sich nach einer Weile, weil es im Saal mit Klatschen, Pfeifen, Johlen laut genug blieb, auf die Bühne zurück begaben.

Als erste Zugabe im “großen Zugabenblock” gab es De Mama kritt schon widder e Kind von den Bläck Fööss. Dän sang die Hauptstimme, und da das Lied den meisten rheinischen Zuschauern bekannt war, konnten sie im Refrain singend einsteigen und auch sonst mitklatschten. Der Refrain wurde am Ende mehrmals gesungen und Purple rief plötzlich: “Jetzt afrikanisch!”, sang die Töne mit anderer Betonung, die anderen stiegen ein, und es klang wirklich wie bei einem afrikanischen Chor. Das Publikum jubelte begeistert los. Intuitiv wussten alle vier Musiker wann Schluss war und hörten punktgenau gemeinsam auf.

Nach dem Applaus meinte Dän: “Das ist ja Wahnsinn, wie es hier abgeht”, und er versprach eine weitere Nummer. “Die muss sein. Und es ist total toll, wenn man eine Nummer auf der Bühne macht, die bei der Probe nicht ein Mal geklappt hat. Wir haben sie nicht zu Ende üben können, denn dann war sieben Uhr. Eigentlich wissen wir nicht genau, wie die aufhören soll.” Das Publikum lachte fast durchgehend und fand alles witzig. Dän sagte lässig: “Ich hab da nicht so viel zu tun, deswegen freu ich mich schon sehr drauf.”

Eddi sagte: “Ich möchte mich wirklich schon im Vorhinein entschuldigen”, woraufhin Purple tröstete: “Kein Mensch kann was für sein Aussehen.” Das Publikumsgelächter wurde immer schriller. Eddi klagend: “Ich hab vor allem das Ende geübt, und das Ende haben wir jetzt kein einziges Mal gemacht.” Dän zum Publikum: “Wir hören einfach irgendwo auf und ihr klatscht dann!” Josef entschied mit ruhiger Stimme: “Da, wo wir aufhören, ist Ende.”

Purple gab klatschend das Tempo vor und wünschte sich, dass das Publikum es abwechselnd mit dem Fuß stampfte und mit den Händen klatschte. Josef spielte den Rhythmus auf der Gitarre vor, die Zuschauer stampften und klatschten den Takt laut mit, dann startete Eddi mit Hot fudge von Robbie Williams. Es ging richtig ab, war groovig und funkig. Dän machte Mouthpercussion dazu und Eddi holte das Mikro aus dem Halter, weil er beweglicher sein wollte. Rock-Pop-Feeling mitten in Troisdorf-Sieglar. Der Schluss kam mir musikalisch gesehen durchaus möglich, aber doch etwas überraschend vor, und Eddi grinste im Applaus zu Purple rüber und meinte freudig: “Oder so.”

Während es diesmal Eddi war, der länger nach dem richtigen Textblatt für das nächste Lied kramen musste, klimperte Purple schon die ersten Akkorde auf dem Klavier, die ich sofort erkannte, weil es mein Lieblingslied von ihm war. Dieses Lied, das mir viel bedeutete, jetzt gemeinsam mit Dän und Eddi gesungen zu hören, war für mich schon etwas ganz Besonderes. Purple wandte sich ans Publikum und sagte lächelnd, aber doch ernst: “Wenn ihr keine CD mit nach Hause nehmt, ist es mir egal. Ich würde mich freuen, wenn ihr diese Geschichte mit nach Hause nehmt.” Im Saal wurde es ganz still, weil allen klar war, dass nun etwas Tiefergehendes kommen würde. Sanft und langsam begann Purple mit dem kurzen Vorspiel zu Immer nur leben und setzte dann allein singend ein.

Wenig Klavier und die wunderschöne, gefühlvolle Purplestimme klangen durch den Raum, und durch die Intensität, mit der Purple sang, ging der Text nicht nur in den Kopf, sondern auch ins Herz. Zur zweiten Strophe setzten Eddi und Dän im Chorus ein und Josef spielte sanft Gitarre dazu. Wunderbar. Dann übernahm Eddi eine Strophe, danach Dän. A dream comes true. Ich hatte im Vorfeld ja viele Vorstellungen gehabt, wie es sein könnte, aber das echte Bild und der echte Klang übertrafen dann die kühnsten Erwartungen.

Das Lied klang ganz leise aus, danach war es erstmal still im Saal, ehe nach recht vielen Sekunden der Beifall losplatzte. Standing Ovation. Umarmungen. Abgang. Weiterhin lauter Jubel.

Josef kehrte alleine auf die Bühne zurück und das Publikum wunderte sich etwas, setzte sich aber erwartungsvoll hin und hörte auf zu klatschen. Josef bastelte zunächst an seiner Mundharmonika herum, um sie in den Halter zu bekommen und sagte mit ruhiger Stimme: “Ihr könnt ruhig noch klatschen!”, was dann auch lachend geschah, bis er fertig war und mit dem Intro beginnen konnte. Unter dem Gelächter des Publikums kam Purple auf die Bühne, hatte eine rote Nase und eine dicke Brille im Gesicht, einen Hut auf dem Kopf und war mit Luftschlangen dekoriert. Bei Brauchtum sang er über den Karneval und sah dabei zum Knuddeln aus.

Zum eingängigen Refrain “Kölle Alaaf” kamen Dän und Eddi auf die Bühne und sangen mit. Hände schwenkten im Saal von rechts nach links, es entstand fast Karnevalsstimmung und Eddi und Dän sahen freudig amüsiert aus. Die letzten Refrains, kraftvoll vierstimmig gesungen, waren der Hammer.

Am Ende umarmte Purple seine Gäste herzlich, was besonders nett aussah, weil er noch so schön dekoriert war. Während Josef das nächste Lied anmoderierte, flitzte Purple mit hinter ihm wehenden Luftschlangen hektisch über die Bühne, um am anderen Ende seine richtige Brille zu holen und sie mit der dicken Karnevalsbrille auszutauschen. Nase, Hut und Luftschlangen behielt er dabei an, was total witzig aussah. Josef, der vom Gelächter und Applaus unterbrochen worden war, sah ihn ruhig an und wartete ab. Purple hopste noch ein bisschen herum, zog Grimassen, genoss die alberne Stimmung und das quietschende Publikum, dann endlich war Ruhe. Josef sagte: “Das folgende Lied ist ein trauriges Lied ...”, was sofort wieder einen lauten Lacher auslöste, besonders als Purple dann doch lieber schnell noch Hut und Nase abnahm.

Verloren war ein Lied über den FC Köln und seine Leistung, ein Thema, das Dän besonders nahe lag, weswegen er wohl auch grinsend mitsang. Josef baute allerdings so viele Verzögerungen, Pausen und Zwischenkommentare ein, dass es für die ungeübten Begleiter nicht einfach war. Vermutlich war er froh, dass er endlich mal was sagen durfte und alle ihm zuhörten, so dass er die Situation total ausnutzte. Das Publikum freute sich darüber.

Danach gab es sofort wieder Standing Ovation, Zugaberufe und heftigsten Applaus, unter dem die Darsteller sich verbeugten und endgültig abgingen.

Dudelmusik ging an, aber noch blieb das Saallicht aus, und da das Publikum unermüdlich heftig weiterklatschte, kamen Purple, Josef, Eddi und Dän dann doch nochmal auf die Bühne. “So, jetzt müssen wir auf die ungeprobten Sachen zurückgreifen”, sagte Josef, was mit begeistertem Johlen kommentiert wurde. “Das machen wir doch schon die ganze Zeit, oder?” fragte Eddi.

Dän lächelte ins Publikum: “Normalerweise ist das der Moment, wo man ‘Niemals geht man so ganz’ von Trude Herr spielt. Aber das können wir gar nicht.” Eddi griff nach dem Fotoapparat und machte schnell noch Fotos von Purple, der wieder mal suchend seine Keyboardtasten durchsah und Josef, der wieder mal schon das Intro spielte. Dän sagte: “Ich fang einfach an, ja?”, und weil keiner widersprach, setzte er zu In uns’rem Veedel ein. Das war stimmungsmäßig so ähnlich wie das Trude Herr Lied, wenn auch von den Bläck Fööss. Der schöne Refrain kam vierstimmig, beziehungsweise vielstimmig, denn viele Zuschauer setzten halblaut mit ein. Purple hatte inzwischen seine Mundharmonika rausgekramt und setzte in den Zwischenteilen mit ihr ein. Toll - ein wunderbarer, ruhiger, schöner, liebevoller, sentimentaler Abschluss.

Glückliches Lächeln auf der Bühne, als der letzte Ton verklungen war und das Gefühl eines wunderbaren Abends zurück blieb. Es gab die wirklich allerletzte Verbeugung, der zweite Konzertteil hatte fast 90 Minuten gedauert, und die Freude, die die Vier die ganze Zeit über auf der Bühne hatten, war auf den gesamten Saal übergegangen. Ein rundum wundervoller Abend, der sowohl die Künstler, als auch das Publikum zufrieden und sehr positiv gestimmt nach Hause gehen ließen. Diesen Abend für mich persönlich zu toppen, wird schwer sein.

Wir hatten den Moment
Ussjebomb
Indianer kriesche nit
In my life
Norwegian wood
Leningrad
Irgendwas von ihr
Ein Herz und eine Seele
Du kannst nicht alles haben
Radio
De Mama kritt schon widder e Kind
Hot fudge
Immer nur leben
Brauchtum
Verloren
In uns’rem Veedel