Wise Guys - 13.11.2002 - Erfthalle - Kerpen-Türnich

Ich gebe zu, es hörte sich total unglaubwürdig an und war so seltsam, dass es fast immer mit der grinsenden Frage: “Echt?” kommentiert wurde, aber die Eintrittskarte für das Konzert in Kerpen hatte ich tatsächlich kurz vorher bei Ebay ersteigert. Für 1 Euro. Aus purem Spaß hatte ich zwei Tage vor dem Endtermin ein geringes Gebot abgegeben und rechnete damit, ganz schnell überboten zu werden. Allerdings kam kein weiterer Bieter. Ich sah immer häufiger nach, und je näher der Endtermin kam, desto erstaunter guckte ich. Und dann hatte ich es:

Ticket Wise Guys 13. November 2002 Kerpen
Gebote 1
Auktion beendet.
 Gebot EUR 1,00

Es passte alles. Für den Mittwochabend hatte ich noch nichts vor, mein Gatte befand sich auf Geschäftsreise und konnte nicht heulen, weil er keine Karte bekommen hatte, und Kerpen war nicht weit weg. Die ersteigerte Eintrittskarte hatte ich am Vortag abgeholt und fuhr ganz entspannt nach Kerpen-Türnich zur Erfthalle. Dort stand ich geduldig eine halbe Stunde in der Warteschlange vor den Saaltüren, bis diese um kurz nach Sieben geöffnet wurden. Überraschung! Auf der anderen Seite des Saales gab es auch Türen. Und obwohl sich dort erst viel später Zuschauer angestellt hatten, waren die früher geöffnet worden und der Saal schon im ersten Drittel voll. Super! Ich liebe gute Organisation. Warum wohl verlasse ich mein gemütliches Heim so frühzeitig und stehe blöd vor verschlossenen Türen herum? Genau: Ich möchte mir einen netten Platz aussuchen können. Warum gibt es eigentlich so viele unfähige Organisatoren, die nicht einen Augenblick über so was nachdenken? Meine schöne rote Eintrittskarte hatten sie auch einfach im unteren Drittel quer abgerissen, anstatt sie nur einzureißen.

Im Saal hatte ich noch eine Stunde Wartezeit vor mir, die aber durch Eddi aufgelockert wurde, der plötzlich auf die Bühne kam. Vorsichtig und freundlich bat er im lauten Saallärm um Aufmerksamkeit, und es wurde sofort still. Alle guckten gespannt und mich durchfuhr ein leichter Schreck, ob schon wieder jemand krank war und ein Konzert ausfallen musste. Er sagte aber nur, dass man die Getränkemarken für die Pause JETZT kaufen sollte. Ah ja. Und für sowas schicken sie einen Wise Guy auf die Bühne? Getränkemarken passten allerdings zum Organisationsbild, und nur weil der Eddi es gesagt hatte, ging ich brav los und kaufte mir eine. Es ging ganz schnell, ich war am Getränkemarken-Verkaufstisch, der gut besetzt war, sofort dran, aber an der einzig offenen Theke war die Schlange zur Abgabe der Marke und Empfang eines Getränkes so lang, dass ich meinen Durst lieber auf die Pause verschob.

Um 20 Uhr war der Saal mit 600 Leuten wirklich knackevoll, das Licht ging schlagartig aus und ein freudiger Schrei durch das Publikum. Unter lautem Applaus kamen die Wise Guys auf die Bühne, die mit einem königsroten Vorhang versehen war und klasse aussah. Das Programm begann mit Showtime und ich stutzte gleich am Anfang. Ein lautes “Showtime ...!” und dann eine auffällig lange Pause. Das war die Fanfare zum Aufwecken und dann kam erst das Lied. Der Klang war zwar noch etwas metallisch, aber schön laut, und ich war optimistisch. Gegen Ende des Liedes setzten die Zuschauer im Mitklatschteil etwas zögerlich ein, aber der Applaus am Ende war kräftig und gut.

Dän überraschte mit einem neuen Hemd und hatte dazu eine verwaschen blaue Jeans mit dreckfarbenen Ansätzen an. Total in und aktuell, wie ich erfuhr, aber trotzdem im Erscheinungsbild in etwa wie meine Gartenhose nach der Arbeit. Ich war so blöd und hatte mich extra vor dem Konzert umgezogen, dabei hätte ich mit meiner erdverkrusteten Gartenhose bestimmt Erfolg gehabt. Bewundernde Pfiffe, sobald ich staubend und Lehmbröckchen verteilend mit meinen Gummistiefeln durch das Foyer gestampft wäre. Na, vielleicht beim nächsten Mal.

“Wir sind in Kerpen-TürniSCH und fragen uns. War’n wir schon mal hier?”, begrüßte Dän das Publikum. “Sari sagt Ja, aber der hat auch Cargo-Aktien empfohlen”, woraufhin Sari lachend zusammenklappte. Das Publikum stimmte auch ein lautes “Jaaa” an und Dän guckte sich im Saal um: “Wir haben keine Erinnerung daran, obwohl der Saal eigentlich im Gedächtnis bleiben müsste.” Das Publikum lachte amüsiert, denn der Bau war nicht unbedingt hässlich, aber eben so, wie es eine Erfthalle in Kerpen-Türnich aussehen musste. Für Konzerte ebenso geeignet wie für Stadtfeste und Kaninchenausstellungen.

Clemens’ Bühnenoptik war beim Frühlingslied wieder bestechend gut. Beim ersten Refrain gab es vorsichtige, aber doch gut hörbare Mitsinger, die sehr schön in “Anna hat Migräne” einstimmten. Ach, da ging mir das Herz auf. Anschließend gab es viel Applaus und es war schnell klar, dass das Publikum an diesem Abend sehr in Ordnung war. Locker, gut gelaunt, aufmerksam und immer lach- und applaudierbereit.

“Außer dass das berühmteste Steuerflüchtlingspaar aus Kerpen kommt, wissen wir nicht viel davon”, begann Dän und startete bei hellem Saallicht die Zuschauerbefragung. Seltsamerweise gab es bei der Anspielung auf die Schumi-Brüder keine erkennbaren Reaktionen, weder positiv noch negativ. Von meinem Platz aus konnte ich bei der Umfrage auch keine großen Unterschiede in der Anzahl der gehobenen Hände erkennen, und die Kommentare zu den Neuhörern: “Das sind recht viele”, und zu den Mehrfachhörern: “Aha”, halfen mir nicht sehr. Immerhin waren viele Kerpener im Saal und Dän ernannte den Abend zum “regionalen Ereignis”. Als sich ein Heidelberger meldete, grinste er: “Manche fahren ja gerne Auto”, und ergänzte: “... auch hier!” Wieder keine bemerkbare Reaktion. Entweder waren die Schumachers ein Tabuthema, oder sie interessierten in diesem Stadtteil keinen. Seltsam. Eine einzelne, zaghafte Düsseldorfer Hand hob sich und ich glaube, manchmal meldet sich nur jemand, damit die Wise Guys nicht enttäuscht sind.

Bei Das Leben ist zu kurz war Ferenc viel zu leise abgemischt, dafür die Beatbegleitung von Dän dumpf und laut. Das tat schon fast am Trommelfell weh und war hart an der Grenze. OK, beim Konzert in Bad Münstereifel hatte ich gemeckert, weil mir der Sound oft zu wenig war, aber es musste ja nicht sofort an die obere Grenze gehen. Bis zum Ende des Stückes war es einigermaßen ausgeglichen, Ferenc plötzlich gut zu hören und Dän etwas abgemildert. Die Ansage zu Deutscher Meister bekam viel Gelächter, es ging um das Schunkeln und damit war man in Kerpen vertraut. Sari gab den Ton an, es wurde still, und plötzlich grummelte ein mittellautes Geräusch los. Klimaanlage, oder was? Die Wise Guys guckten stumm an die Decke, und das Publikum begann zu lachen. Das Geräusch verstummte und die Wise Guys begannen zu singen.

Trotz dieser kurzen Unterbrechung, die gerade noch zum Lachen gereizt hatte, war die Stimmung im Saal gleich sanft und ruhig. Außerdem war das Publikum so aufmerksam, dass es nach den Worten “... nur rot und weißer ...” sanft singend und völlig korrekt “Schaum” ergänzte. Superklasse und sehr schön anzuhören. Als der erste Refrain mit “Ich will einmal im Leben ...” begann, war es absolut leise im Saal. Nach den nächsten Worten “... deutscher Meister sein,” haute das laute Gelächter der Zuschauer voll rein, und sie verpassten vor lauter Vergnügen die nächsten Zeilen. Dafür lachten sie auch an weiteren Stellen laut auf und sangen den Refrain wirklich gut mit. Ich fühlte mich fast wie auf einer Karnevalssitzung und fand es richtig klasse. Am Ende gab es ein letztes lautes “Hey!” und das ließ die Zuschauer sofort begeistert losklatschen. Dän sagte danach erfreut: “Dankeschön! Das war eine sehr schöne Gesangleistung Ihrerseits. Hat man selten. Sehr schön.”

Bei Das wär’s gewesen hörte ich wieder fasziniert, wie leicht Clemens von Ton zu Ton hüpfte. Nicht mit festen Schritten auf der Tonleiter hoch und runter, sondern in federnden Sprüngen, klar und anscheinend schwerelos. Ferenc gab ein schönes Bassfundament dazu, das Publikum lachte bei “Sack und Besen” kurz auf und war dann wieder ganz andächtig, und die Soundmischung war perfekt. Super. Danach gab es natürlich keinen jubelnden, sondern eher etwas ergriffenen Applaus. Weil während des Liedes das brummende Geräusch leise, aber doch vernehmbar eingesetzt hatte, fragte Dän, ob der Saal am Ende einer Rollbahn läge, oder draußen Rasenmäher oder Ferraris wären. “Fährt hier ein Zug durch?” Er schüttelte den Kopf: “Das sind so Dinge, die einen Konzertsaal so bekannt machen, dass man sich später dran erinnert.”

Große Augen, offene Münder und ein breites Grinsen im Gesicht gab es als Kinder gesungen wurde. Es wurde laut gelacht, es gab Zwischenapplaus und alle amüsierten sich sehr. Am Ende des Liedes blieb Sari allein in der Mitte der Bühne zurück, die anderen preschten mit viel Entsetzen im Gesicht nach hinten, und er sah so hilflos verzweifelt aus, dass ich laut loslachen musste. Dabei kannte ich die Stelle doch schon so gut.

Danach musste Eddi unbedingt ein Gedicht loswerden. Die anderen grinsten breit, und er brachte sehr ... ungewöhnliche Reime über jemanden, der nachts in fremder Umgebung auf das Klo musste. Der Schluss war: “... fand die Tür nich in Türnich.” Alle lachten stöhnend los und Dän ernannte ihn zum “Heimatdichter”. Was für eine Nacht war etwas zu laut, aber doch schön fetzig. Das Publikum blieb erstaunlich ruhig auf den Sitzen und fühlte sich nicht ganz mitgerissen. Vielleicht waren das noch die Nachwirkungen von Eddis Gedicht.

In der Anmoderation von Du bist dabei ging es um Heiratsanträge, und als eine Zuschauerin im Laufschritt nach draußen eilte, grinste Dän: ”Da geht schon einer auf die Flucht.” Eddi unterstützte seinen Text mit ausdrucksstarken Bewegungen und guter Mimik, blickte locker ins Publikum und war sehr mitreißend. Ich guckte ihm mit voller Aufmerksamkeit zu, fand ihn total sympathisch und wippte im Rhythmus auf meinem Stuhl. Da stand ein junger Mann auf der Bühne und gab den Zuschauern mit Augenzwinkern ganz persönliche Vorschläge für einen Heiratsantrag, und die hörten alle hochkonzentriert zu.

Ohne Ansage ging es mit Sonnencremeküsse weiter. Von Dän sanft lächelnd und wie in schönen Erinnerungen versunken gesungen, und ich wünschte mir den nächsten Sommer, wo ich im Auto mit geöffneten Fenstern das Lied ganz laut hören möchte. Am besten auf dem Weg in den Sommerurlaub. Sari war wieder klasse bei der Powerfrau. Die Textverständlichkeit war trotz der Schnelligkeit sehr gut und seine Mimik einfach klasse. Lässige, aber trotzdem genaue Bewegungen und sein eifriges Bemühen die Powerfrau zufriedenzustellen. Ein witziges Lied, das beim Publikum immer sehr gut ankommt.

Mädchen lach doch mal war vom Sound sehr schön und brachte ein weiteres Stimmungshoch ins Publikum, das danach kräftig applaudierte und hochzufrieden in die Pause ging. Ich machte das auch und löste endlich meine Getränkemarke gegen ein Getränk ein. Das System Getränkemarken-gegen-Getränk schien sich zu bewähren. Na, nicht ganz, denn inzwischen gab es keine Getränkemarken mehr, dafür aber noch Getränke und durstige Besucher. Spontan änderten die Organisatoren ihre Regeln und es durfte an der Theke bezahlt werden. Allerdings nur mit passenden Münzen, denn das Wechselgeld war ja beim Getränkemarkentisch, wo aber keiner mehr war, weil es keine Marken mehr gab. Nur Kleingeldbesitzer konnten noch ein Getränk kaufen. Aber da in Kerpen die frühen Ansteher auf den hinteren Plätzen saßen, konnten auch die Geldscheinbesitzer durstig bleiben. Alles eine Frage der Organisation.

Die Pause war sehr lang und hörte gar nicht auf. Nach ewiger Zeit ging im Saal plötzlich das Licht aus und die Zuschauer versuchten ihre Plätze in den engen Reihen zu finden. Da es keine Quergänge gab, musste man zwangsläufig in den Reihen über Beine und Taschen der anderen Besucher stolpern. Im Dunkeln dauerte das natürlich noch länger und ich fragte mich, ob das nach einer kurzen Aufforderung und bei Licht nicht wesentlich schneller gegangen wäre. Zum Glück kamen die Wise Guys nicht sofort nach Erlöschen des Saallichtes auf die Bühne, denn bei dieser Unruhe hätte kein Lied ankommen können. Als endlich alle Zuschauer saßen, strahlte blaues Licht auf, tauchte den Vorhang in tiefes Lila und die Wise Guys stellten sich auf zu Wenn sie tanzt. Sehr schön ruhig, wirklich gut und extrem blutdrucksenkend.

Bei der nächsten Ansage sprach Dän davon, dass Frauen Texte brauchen, die sie intellektuell ansprechen, und mein Sitznachbar lachte schnaubend los. Was sollte das denn? Die Zuschauer waren jedenfalls neugierig gemacht und lachten kreischend, als ihnen beim ersten Satz von Chocolate Chip Cookies klar wurde, worum es ging. Es war so klasse! Clemens rührte nicht nur den Teig anschaulich mit den Fingern, sondern ließ auch seine Hüften lasziv kreisen, Sari machte sehr verführerische Beckenbewegungen, als er von dem “Teelöffel Natron” sang, und als Ferenc tief und kraftvoll einsetzte, flippte der Saal fast aus. Witzigerweise hörte ich nicht vom “luftdichten Behälter” sondern vom “lust-dichten”, aber lust-dicht war da nichts. Im Gegenteil. Da knisterte die Luft, auf der Bühne explodierte die Erotik und der Kontrast zum Text machte alles noch heftiger. Es gab anschließend superlauten Applaus und Dän motzte: “Anstatt mitzuschreiben, lassen Sie sich ablenken!” Na, kein Wunder!

Bei When I’m 64 gab es am Ende Pfiffe, rhythmisches Klatschen und lautstarke Begeisterung des Publikums. Ohne Ansage ging es mit Sing mal wieder weiter.
Träum vom Meer war sehr schön ruhig, hatte aber nicht nur eine entspannende Wirkung, sondern auf viele Besucher leider auch eine räusper- und hustenauslösende. Je stiller es wurde, desto ununterdrückbarer wurde der Reiz, was ich als ziemlich störend empfand. Schade. Am Ende des Liedes war es dann glücklicherweise ganz ruhig, als an der Stelle “Du schläfst ...” die Stimmen wunderbar nacheinander einsetzten. Erst Dän alleine, dann Eddi dazu, Sari, Clemens und am Schluss mit festen Basstönen noch Ferenc. Traumhaft schön.

Auf das nächste Lied hatte ich mich sehr gefreut, denn ich kannte bis dahin nur den Titel: Du Doof. Dän widmete es “vielen Menschen” und ich war gespannt. Eddi scratchte quiekend los und Sari sagte seinen Kollegen mal die Meinung. Sehr witzig, durch Eddis Geräusche perfekt unterstützt und auch von der Choreographie, beziehungsweise Aufstellung her, ein neues Bild. Nur Sari bewegte sich, und als er an den ersten Refrain kam, lachte ich los. “Du Doof!” Er sang nicht viel mehr, aber WIE er es sang, war umwerfend. Dazu Eddis: “Äääää.” Total klasse und wirklich witzig. Ich denke, dass das wieder mal ein feines, kleines Sahnestückchen geworden ist. Wie ich beim Hören der nächsten CD mein Gewicht halten soll, weiß ich bei so vielen Sahnestücken und Sonnencremetorte nicht. Na, egal. Wenn ich dann durch die Welt rolle werde ich sagen: “Das liegt an der neuen Wise Guys CD!”

King of the road lief gut ab, Dän sang am Ende genau so viele Runden wie vorgesehen waren, und Ferenc bekam donnernden Applaus. Er konnte mal wieder den komplett tobenden Saal mit einer Handbewegung abwinken, und Dän sagte in das Gelächter beleidigt: “Is wirklich toll. Wir anderen haben auch Gefühle." Die Tanzperformance von Schlag mich, baby wurde umjubelt, zischender Nebel stürzte auf die Bühne und verteilte sich sanft schwebend im Raum, und das Publikum klatschte begeistert und rhythmisch, während die Wise Guys abgingen und weiter, bis sie wieder auf die Bühne zurückkamen. Ohne Ansage kam Rasier dich, die Zuschauer jubelten los, als Ferenc und Sari mit ihrem Tanz begannen, und laute Schreie begleiteten die souveräne Todesspiralen-Haltung von Sari. Vor lauter Begeisterung klatschten die Kerpener die Rumba bis zum Ende auf 1+2+3+4 mit, was die Feinheiten verschwinden ließ, aber die gute Laune zeigte. Die ersten Standing Ovation starteten, und es gab Jubel, als die Wise Guys nach dem Abgang erneut zurückkamen.

Es wurde dunkel auf der Bühne, eine ungeduldige Zuschauerin rief laut: “Action!”, und als gleichzeitig mit dem ersten “Diring ding ding” rotes Licht anging, freuten sich die Zuschauer hörbar. Golden Eye war dran. Hinter mir hörte ich jemanden sagen: “Da ist das Original scheiße dagegen!” Es war fast unheimlich. Eddi sang total ernsthaft und mit gefährlichem Unterton, im Hintergrund sah man die schwarzen Schatten der Wise Guys auf dem roten Vorhang, und als die Akteure sich nach vorne bewegten, wuchsen die Schatten in riesenhafte Größen. Auch dass Eddi sich vorne auf den Monitorboxen räkelte, während hinter ihm ‘scharf geschossen’ wurde, war wirklich klasse anzusehen. Die meisten Zuschauer schnellten am Ende des Stückes wie von Federn gestoßen nach oben und applaudierten stehend.

Mit laut skandierten “Hey! Hey! hey!”-Rufen wurden die Wise Guys auf die Bühne zurückgeholt und begannen sofort mit Jetzt ist Sommer. Der Saal groovte mit, irgendwann klatschten sogar alle auf 2 und 4, nur ein Herr in meiner Nähe fand den Mut und die musikalische Lücke, um auf 1 und 3 zu klatschen. Er alleine gegen den Saal. Naja. War vielleicht der Organisator des Abends. Nach starkem Verbeugungsapplaus verschwanden die Sänger von der Bühne, das Saallicht flammte auf und alle Zuschauer standen sofort auf und drehten sich nach ihren Jacken um, die auf den Stuhllehnen hingen, griffen nach ihnen und gingen raus.

Fazit: Trotz der organisatorischen Seltsamkeiten ein schöner, witziger Abend mit gutem Publikum. Es fiel kaum auf, dass der Root Beer Rag das Programm verlassen hatte, was ich zwar bedauerte, aber akzeptierte. Beim Afterglow gab es sogar noch Getränke, aber da ich keines mehr wollte, weiß ich nicht, ob mit abgezählter Münze oder selbstgebastelter Marke, war aber auch egal.

Übrigens: Die Karte hat über Ebay wirklich nur 1 Euro gekostet, aber - und jetzt kommt die Stelle, an der mein Gatte immer verzweifelt die Augen verdreht - ich habe 10 Euro dafür bezahlt, weil das immer noch superbillig war und ich mich ansonsten sehr unwohl gefühlt hätte. Schließlich hatte die Verkäuferin 18 Euro dafür bezahlt. Mit Vorverkaufsgebühr sogar noch mehr. Jetzt kann man zwar “Du Doof!” zu mir sagen, aber so bin ich eben.


Liedliste:

Showtime
Frühlingslied
Das Leben ist zu kurz
Deutscher Meister
Das wär’s gewesen
Kinder
Was für eine Nacht
Du bist dabei
Sonnencremeküsse
Powerfrau
Mädchen lach doch mal

Wenn sie tanzt
Chocolate Chip Cookies
When I’m 64
Sing mal wieder
Träum vom Meer
Du Doof
King of the road
Schlag mich, baby
Rasier dich
Golden Eye
Jetzt ist Sommer