Wise Guys - 18.08.2002 - Ringfest - Köln

Das Programm begann mit dem Soundcheck. Da man den normalerweise nicht mitbekommt, guckten viele Leute interessiert zu und fanden es richtig gut. Zunächst kamen die Wise Guys einzeln auf die Bühne und sangen ganz alleine ihre Stimme, damit die Leute am Ton Mikros und Monitore einstellen konnten. Natürlich gab es jedes Mal am Ende Beifall, den der jeweilige Wise Guy mit ironischem Lächeln und manchmal verwundert hochgezogener Augenbraue nickend entgegennahm. Dän sang “Jetzt ist Sommer” an, wiederholte nach dem Refrain die erste Strophe und wollte eigentlich in die zweite übergehen. Da er aber versehentlich wieder mit “Sonnenbrille auf ...” begonnen hatte, half ihm das Publikum sofort mit dem korrekten Text aus, der aber die erste Strophe war. Dän stockte grübelnd und sagte nach jeder weiteren Zeile verzweifelt: “Das ist doch nicht die zweite Strophe?!?” Irgendetwas stimmte nicht, der Text reimte sich, war aber trotzdem nicht richtig. Tja, zu lange Urlaub gehabt, würde ich sagen, und sicher nicht jeden Tag mal alle Lieder durchgesungen. Das Publikum hatte Spaß, da Dän sehr lässig mit verzweifelten Blicken die Fans um Hilfe bat und trotzdem nicht auf die Lösung des Problems kam.

Als alle einzelnen Wise Guys durch waren, machten sie den Soundcheck für die Gruppe, um das Klangverhältnis untereinander in die richtige Mischung zu bringen. Einige Fans hielten das dann schon für eine Shownummer der immer witzigen Wise Guys und lachten jedes Mal fröhlich los, wenn nacheinander nur eine Zeile gesungen wurde, oder auch Sätze wie: “Ich höre ihn nicht!” fielen. Hey, das ist konzentrierte Arbeit, die vor dem Auftritt gemacht werden muss und die nicht einfacher wird, wenn das Publikum schon vor der Bühne steht und im schlimmsten Fall albern loslacht oder sogar blöde Kommentare abgibt!

Die Wise Guys versuchten die Störungen zu ignorieren und checkten ernst und konzentriert Sound. Mit ihrer sommerlichen Kleidung sahen sie nach Freizeit und Urlaub aus, und ich fand besonders die Shorts von Clemens, Dän und Eddi nett. Wirklich! Ist jetzt keine Ironie! Auch das T-Shirt von Ferenc hatte die perfekte Farbe für seine blauen Augen, sogar wenn man die hinter der Sonnenbrille nicht sah. Die Sachen gefielen mir eigentlich alle besser als die Wise Guys Auftrittskleidung und ich freute mich, dass sie sich diesmal wohl nicht umziehen würden.

Der Soundcheck war fertig, ganz zufrieden erschienen mir die Wise Guys nicht, wie ihre ernsten Gesichter zeigten, aber sie gingen hinter die Bühne, während das Publikum auf dem jetzt schon sehr vollen Platz wartete und in der knalligen Sonne briet. Eine halbe Stunde später kam eine WDR-Ansagerin auf die Bühne, stellte fest, dass Petrus ein WDR4-Fan sein musste und kündigte die “Kölner Boygroup” an. Riesenjubel, die Wise Guys kamen auf die Bühne gelaufen und hatten doch wieder ihre Bühnenkleidung an. Schade! Wäre doch mal so schön sommerlich anders gewesen. Eddi im langärmeligen Pulli und Clemens in Jacke sahen bei hochsommerlicher Hitze dann doch etwas blöde aus. Beim Ringfest, wo alles locker und nicht richtig konzertmäßig war, hätten sie das ruhig mal anders machen können und trotzdem wie Profis gewirkt.  

Ohne Ansage ging es mit Showtime los und das Publikum klatschte sofort mit (auf 1 + 2 + 3 + 4) und die Stimmung war toll. Bei der Zeile “Heut simmer hier!” gab es lauten Jubel und es war klar, dass hier kein Publikum mühevoll überzeugt werden musste. Danach ging es sofort mit Sing mal wieder weiter, und ich konnte den Klang nicht richtig beurteilen, weil ich ganz vorne stand und es da ziemlich in Ordnung war. Wie es in der Mitte oder hinten auf dem großen Platz klang, kann ich überhaupt nicht sagen. Störend fand ich nur die Security-Leute, die sich vor die Bühne stellten, wichtig ins Publikum guckten, um aufkommende Randale im Keim ersticken zu können, und dabei voll im Blickfeld standen.

Dän begrüßte das Publikum nach den beiden Anfangsliedern mit: “Hallo, wir sind die No Angels!”, freute sich über das Wetter, das schöne Panorama und fand, dass die kleine Brücke, die über den künstlichen See zum Mediapark führte, an die Golden Gate Bridge erinnerte. Weiter ging es mit einem Heimatlied, "das Optimismus und Schunkeln in sich vereinte": Deutscher Meister. Das Publikum sang kräftig mit, schunkelte schwankend, und rein optisch passte das alles genau zur WDR4 Bühne. Es gab lauten Zwischenapplaus, Gelächter und supergute Stimmung. Auch viele Leute, die eigentlich auf den danach auftretenden Götz Alsmann warteten, lachten vergnügt und schunkelten mit. 

Danach erzählte Dän noch etwas über die diversen Wise Guys-FC-Lieder und unterbrach plötzlich: “Oh, das ist für mich! Da flog gerade ein FC-Tier durch die Gegend, das war bestimmt für mich!!” Ganz gespannt wartete er, bis es aus dem Zuschauerbereich auf die Bühne geworfen wurde, hob es auf und reagierte enttäuscht: “Das ist ein Weihnachtsmann.” Er las von einem Zettel, der daran hing vor: “Düsseldorfer Weih ....  (dann entsetzt:) DÜSSELDORFER WEIHNACHTSMANN????” und gab ihn zügig an einen Fotografen weiter, der ahnungslos vor der Bühne stand. “Danke. Sehr faire Geste!”, grinste ihn Dän erleichtert an, das Publikum lachte laut und er machte sofort im Programm weiter.

Beim nächsten Lied musste er nicht mal den Titel nennen, denn beim Satz “Schöne Frauen sind wirklich schöner, wenn sie mal lächeln ...”, gab es Gejubel und anschließend begeistertes Mitsingen und -klatschen von den Zuschauern. Super Stimmung danach bei Kinder, und Was für eine Nacht zog kräftig los, wenn mir auch die Choreographie an einigen Stellen etwas aufgeweicht schien. Eine Nachfolge-Erscheinung der Urlaubszeit und mal wieder eine Übungsstunde wert, würde ich sagen.

Da “Frauen etwas geboten kriegen wollen”, wie Dän eindringlich erklärte, gab es “ein Lied mit message”, die Chocolate Chip Cookies. Das Publikum reagierte genau richtig, wo es reagieren sollte, und die Stimmung war bei knalliger Sonne und viel Publikum (der WDR schrieb nachher von 8000 Zuschauern) klasse. Auch bei When I’m 64 ging es ab, und bei Jetzt ist Sommer, das diesmal textlich weitgehend richtig war, wurde heftigst mitgeklatscht und laut gesungen.

Anschließend gab Dän, mit der Hoffnung, dass die Ansage im Radio gesendet würde, die Homepage-Adresse bekannt und ergänzte: “Wiseguys.de, eine Homepage, auf der es allerlei zu entdecken gibt, und wo man sich auch im Gästebuch verewigen kann, sofern man nicht eine kleine Macke hat.” Mein Lachen platzte sofort raus, denn ich wusste, auf was er aktuell anspielte, und auch bei den anderen vier Wise Guys auf der Bühne gab es dickes Gegrinse. Selbst um mich herum gab es vergnügtes Gelächter von Leuten, die hin und wieder Gästebuch und Forum der Wise Guys anguckten.

Die Ansage, dass “das letzte Lied” dran wäre, brachte ein lautes “Ohhhhh!” vom Publikum, und Dän ergänzte sofort: “Das letzte Lied des offiziellen Teils.” Es war Schlag mich, baby, und noch im Endapplaus fingen laute Zugabe-Rufe an. Wie angekündigt, verließen die Wise Guys die Bühne, kehrten aber nach einer Minute zurück und legten sofort mit Köln ist einfach korrekt los. Das war natürlich passend, so mitten in Köln, und ein riesengroßer Publikums-Chor sang laut mit. Die Währungsumstellung auf den Euro machte Dän dann allerdings zu schaffen, denn nach massenhaften Auftritten mit DM-Angabe hatte er den Text zwar am Anfang des Jahres in Euro geändert, aber nach der Urlaubspause war das irgendwie nicht mehr abrufbar. Er begann ganz locker mit: “Der Rhein schaut im Winter in der Altstadt vorbei, zwei Euro fünfzig..”, stockte, und sprach dann schnell und hoffnungslos abwinkend hinterher: “oder so, kostet jetzt ein Kölsch.” Vergnügtes Gelächter vom Publikum, das weiterhin laut mitsang, so dass Dän im Refrain aufhören konnte zu singen und vergnügt zuhörte.

Danach gab es wieder laute Rufe nach einer Zugabe, und unter Riesenjubel kamen die Wise Guys ein letztes Mal auf die Bühne. Zu viert, Sari fehlte, und als Dän vom “Eis-Café Köln-Sülz” sprach, wurde begeistert geklatscht. ‘Marcello Sarini’ kam auf die Bühne, und diesmal hatte Sari einen völlig freien Oberkörper. Nichts mit offenem Hemd oder wenigstens halbwegs kaschierender Bekleidung, und Dän stieß ein entsetztes “Oh, mein Gott!” aus, während Eddi, Clemens und Ferenc loslachten.

Die weiblichen Fans pfiffen gellend und kollabierten, und Sari zog die Ich-will-keine-a-cappella- Show durch. Mir fiel plötzlich auf, dass das berühmte Six-Pack auch durch leicht hervortretende Rippen hervorragend imitiert werden kann. Unter viel Gejubel verbeugten sich die Wise Guys noch einmal gemeinsam, der Abgang wurde kurz verzögert, weil sie von einer WDR-Mitarbeiterin schnell noch blaue Stoff-Elefanten aus der ‘Sendung mit der Maus’ in die Hand gedrückt bekamen, dann war wirklich Schluss.


Liedliste:
 
Showtime
Sing mal wieder
Deutscher Meister
Mädchen lach doch mal
Kinder
Was für eine Nacht
Chocolate Chip Cookies
When I’m 64
Jetzt ist Sommer
Schlag mich, baby
Köln ist einfach korrekt
Ich will keine A-cappella